The Turn ist eine Zeitschrift, die von muslimischen und nicht-muslimischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemeinsam bestritten wird. Es geht daher nicht um einen >Dialog<, der seinerseits Grenzen konstruiert, sondern um ein Denken und Forschen, das die Frage nach kulturellen und religiösen Zugehörigkeiten gar nicht erst stellt. Philosophie und Theologie sind demnach nicht als westlich-akademische Disziplinen zu verstehen, was die Vervollständigung der Trias durch jede Art von Weltverstehen, jede Suche nach Wahrheit. >Theologie< hingegen bezieht sich auf das Wort Gottes oder das >Ideale<, sodass hier eine Verschränkung zum philosophischen Idealismus zu denken ist. Mit >Mystik< ist jegliche Grenzerfahrung gemeint, jener Bereich von Gewissheit, in dem philosophisch-theologische Fragen gegenstandslos werden.
Die Zeitschrift The Turn – Zeitschrift für islamische Philosophie, Theologie und Mystik erscheint seit Februar 2018 und wird von dem wissenschaftlichen Redaktionsteam des Al-Mustafa Instituts Berlin herausgegeben. Von 2018 bis 2021 erschien die Zeitschrift einmal im Jahr, von 2022 an erfolgt die Herausgabe halbjährlich. Jede Ausgabe der Zeitschrift ist an ein bestimmtes Thema gebunden, das von der Redaktion vorgegeben wird (bisherige Themen der Ausgaben 0-4: »Daseinsgrenzen«, »Sinn & Unsinn«, »Sprache & Zeichen«, »Mensch & Unmensch«, »Homo ethicus«) und das weitestgehend die Trias von Philosophie, Theologie und Mystik widerspiegelt. Bestritten wird The Turn von muslimischen wie nicht-muslimischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gleichermaßen, mit dem Ziel, sich gemeinsam über grundlegende Fragen Gedanken zu machen, die sich in den Geisteswissenschaften unausweichlich stellen. Besonders die seit den 1970er Jahren in Wissenschaftskreisen zirkulierenden Begriffe wie performative turn, rhetorical turn, postcolonial turn, spatial turn, iconic turn oder religious turn werfen die Frage auf, ob nun noch die islamische Kultur ihren eigenen turn braucht. Dies stellt die Zeitschrift The Turn zur Diskussion und meint, diese Frage bejahen zu können: Zweifellos haben im Westen Diskurse über den Islam zu einer ›Wende‹ geführt. Besonders politische Debatten drehen sich unaufhörlich um dieses kulturell ›Andere‹, aber auch in den Geisteswissenschaften spielt es eine immer größere Rolle.
Der englische Begriff turn wird im Deutschen mit »Wende«, »Kehre«, aber auch mit »Drehung« oder »Umdrehung« wiedergegeben und zunächst dürfte es wohl nicht zu bestreiten sein, dass mit der Erscheinung des Korans eine Veränderung, eine Wende in der Welt eingetreten ist. Das Auftreten und die Botschaft Muḥammads brachte die islamische Zivilisation in einem geschichtlich wohl beispiellosen Vorgang in kürzester Zeit hervor und zur Blüte und bewirkte in gewisser Weise eine ›kulturelle Wende‹, die östliche wie westliche Wissenskulturen veränderte, ob sie sich zum Islam bekennen oder nicht. Worin bis heute diese Wende besteht und wie sie sich im Einzelnen auswirkt, ist zentraler Gegenstand der Zeitschrift, die gleichzeitig versucht, größere thematische Kreise zu ziehen, so dass andere Traditionen des Denkens und andere Lebensinterpretationen in die Diskussion miteingeschlossen werden. Daher begreift sich The Turn als ein wissenschaftliches und interkulturelles Forum, das Forscherinnen und Forschern aus den verschiedenen Wissenschaftsbereichen die Möglichkeit bietet, gemeinsam neue Perspektiven auf die vom Islam bzw. Koran aufgeworfenen Fragen zu ergründen und hierüber miteinander in Dialog zu treten. Dabei soll es aber nicht um einen Dialog gehen, der seinerseits Grenzen konstruiert, sondern um ein Denken und Forschen, dass die Frage nach kulturellen und religiösen Zugehörigkeiten gar nicht erst stellt. Was die Zeitschrift anstrebt, ist daher keine ›islamische Wissenschaft‹, sondern vielmehr ein Schreiben um den Islam herum, wobei andere Texte als der Koran, andere Traditionen und andere Sichtweisen selbstverständlich mit in die Untersuchungen einbezogen werden.
Mit ihren fachübergreifenden Beiträgen richtet sich The Turn hauptsächlich an eine akademisch gebildete Leserschaft aus dem Bereich der Geistes- und Humanwissenschaften, die an Fragen der Theologie, Islamischen Studien, Islamwissenschaften und Orientalistik ebenso interessiert ist wie an Fragen der Philosophie, Soziologie, Psychologie und Sprachwissenschaften.
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