Angesichts der wachsenden Flüchtlingsströme nach Europa wird in der öffentlichen Debatte insbesondere die starke Zuwanderung von Muslimen als problematisch wahrgenommen. Ohne zwischen Tradition und Religion zu unterscheiden, wird dem Islam von den sogenannten „IslamkritikerInnen“ schon seit längerem attestiert, dass diese Religion mit der Demokratie und mit den Menschenrechten, ja überhaupt mit der gesamten „kulturellen Moderne“ nicht zu vereinbaren sei. Ist der Islam tatsächlich eine mittelalterliche Religion, die dringend einer Aufklärung bzw. eines Reformators wie Martin Luther bedarf? Gibt es den Islam überhaupt?
Mit diesen und ähnlichen Fragen setzt sich der Autor Dr. Markus Fiedler in seinem Buch Der Islam und die Herausforderungen der Moderne auseinander und nimmt dabei die von den IslamkritikerInnen vorgebrachten Vorwürfe und Thesen zum Anlass, um sie auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. Daher beginnt das Buch zunächst mit einer allgemeinen Darstellung der westlichen Kritik am islamischen Religionsgründer. Annemarie Schimmel hatte einst bemerkt, dass es wohl kaum ein negatives Urteil gebe, „das der Westen nicht im Lauf der Jahrhunderte über einen Mann gesprochen hat, der eine der erfolgreichsten Religionen der Welt verkündet hatte.“ Muḥammad wurde im Abendland von Anfang an immer wieder als Betrüger, blutrünstiger Eroberer, sexbesessenes Monster oder falscher Prophet dargestellt. Wie verhält es sich aber wirklich? Neuerdings wird im Zuge der „Ohlig-Luxenberg-Debatte“ sogar bestritten, dass Muḥammad überhaupt gelebt habe. Findet gegenwärtig im Westen unter dem Deckmantel der Forderung nach einer historisch-kritischen Herangehensweise an den Koran und die Sunna ein Angriff auf den Islam statt? Nach der Auseinandersetzung mit den Fragen um die Person des Propheten wendet sich das Buch den islamischen Glaubenslehren zu. Dabei setzt sich der Autor u. a. mit folgenden Fragen auseinander: Fordert der Koran zum Kampf gegen Ungläubige, gegen Juden und Christen auf? Erlaubt er es, Frauen zu schlagen? Fordert der Islam mit der Scharia ein mittelalterliches Strafrecht?
Doch das Buch bleibt nicht allein bei diesen Themen und einer bloßen Auseinandersetzung mit der Islamkritik stehen. Der Autor verdeutlicht gleichzeitig, vor welchen Herausforderungen der Islam in der heutigen Zeit steht und wie die Muslime auf diese Herausforderungen in Zukunft adäquat reagieren können. Hierbei spielt vor allem auch die Frage nach einer zeitgemäßen Interpretation der Religion eine wesentliche Rolle. Im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion darüber, ob denn der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, kommt immer wieder die Frage auf, was der Islam zum Leben in Deutschland überhaupt an Positivem beitragen könne. Auch hierzu weiß der Autor überraschende Antworten zu geben und zeigt auf, inwiefern der Islam tatsächlich eine Bereicherung für die modernen westlichen Gesellschaften darstellt bzw. darstellen kann.
Angaben zum Autor:
Dr. Markus Fiedler (geb.1967) hat zunächst Sozialpädagogik, Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie studiert und später im Zuge seiner Beschäftigung mit dem Islam auch Islamische Theologie in Hamburg. Derzeit arbeitet er als Lektor u. a. für das Internationale Islamische Verlagshaus (IIPH) in Riad und ist ebenso als Autor tätig. Bisher hat er drei Bücher veröffentlicht, darunter das Buch Mohammed und die abendländische Kritik, in dem er dem wechselhaften Bild des Propheten Muhammad im Abendland nachzugehen versucht. Weiterhin sind von ihm zahlreiche Artikel in unterschiedlichen Zeitschriften und Magazinen erschienen, auch hier vor allem rund um das Thema Islam.
Das Buch Der Islam und die Herausforderungen der Moderne ist im Verlag Traugott Bautz erschienen und kann hier erworben werden.