Das Projekt, eine neue deutsche Koranübersetzung anzufertigen, wurde im Juli 2013 von einer Gruppe von Islamwissenschaftlern, Theologen und Philosophen ins Leben gerufen. Nach Sichtung und Untersuchung der bereits vorhandenen deutschen Koranübersetzungen, die vor allem die Neuerscheinungen seit dem Jahr 2000 mitberücksichtigten, kamen die Projektteilnehmer zu dem Ergebnis, eine Übersetzung zu erstellen, die besonders die etymologische Herleitung koranischer Schlüsselbegriffe im Blick hat und der sich gleichzeitig ein kurzer Kommentar (tafsīr) anschließt. Dabei wurde als methodisches Ziel festgelegt, dass sich die Übersetzung möglichst nahe an der grammatischen und syntaktischen Struktur, die der koranische Originaltext vorgibt, zu orientieren hat, um die rhetorischen und ästhetischen Feinheiten, die in den Satz- und Wortstrukturen des Korans zum Ausdruck kommen, wiederzugeben und nachvollziehbar zu machen, so dass ein solcher Ansatz nicht nur dem sprachlichen Erscheinungsbild in einer Übersetzung mehr Rechnung trägt, sondern an vielen Stellen auch zu einem klareren inhaltlichen Verständnis führt.
Den Ausgangspunkt für die etymologischen Herleitungen bilden die hauptsächlich dreiradikaligen Wurzeln der jeweiligen arabischen Wörter. Diese werden hinsichtlich ihrer verschiedenen Ableitungen und Bedeutungsebenen eingehend untersucht, um die etymologische Grundbedeutung eines jeden Wortes herauszuarbeiten, insbesondere den darin enthaltenen ursprünglichen sensuellen Gebrauch, der auf verschiedene Formen von Sinneswahrnehmung zurückgeht. Hiernach wird das Ergebnis mit den möglichen deutschen Wortentsprechungen und ihren etymologischen Herleitungen verglichen, um gemeinsam vorhandene Wortkonzeptionen in die Übersetzung einfliessen zu lassen. Ziel ist es hierbei, eine möglichst einheitliche Übertragung der arabischen Wörter ins Deutsche zu gewährleisten, so dass die im Deutschen gewählten Wortentsprechungen auf alle Ableitungen der arabischen Wurzel angewandt werden können. Das heißt, die von einer arabischen Wurzel abgeleiteten Verbal- und Nominalformen müssen auch im Deutschen die Grundbedeutung der jeweiligen Wurzel erkennbar widerspiegeln, damit der Leser ähnlich wie im Arabischen imstande ist, die verschiedenen Ableitungen ihrer Wortfamilie semantisch zuzuordnen. Für die etymologischen Untersuchungen der arabischen Wortwurzeln werden die klassischen Werke der arabischen Sprache und Grammatik herangezogen, wie zum Beispiel Mufradāt ar-Rāġib und Lisān al-ʽarab. Grundlage für die Untersuchungen im Deutschen sind ebenso bekannte etymologische Wörterbücher wie die von Wolfgang Pfeifer, Friedrich Kluge und andere.
Der zur Übersetzung gehörende Kommentar verfolgt einen rationalistischen Ansatz, der versucht, dem Geist des Korans gerecht zu werden, und der vor allem den Menschen in seiner Beziehung zu Gott, zu seinen Mitmenschen wie zur Schöpfung im Blick hat. Dabei basiert der Kommentar weniger auf den persönlichen Gedanken und Meinungen der Autoren, sondern beruft sich vielmehr auf die klassisch-islamische Tradition, wobei hier sowohl schiitische wie auch sunnitische Grundlagenwerke Berücksichtigung finden und zu Wort kommen.
Schließlich sollen die Übersetzung und der Kommentar dem deutschsprachigen Leser eine verlässliche Basis bieten, um ein kohärentes und tieferes Verständnis des Korans entwickeln zu können, und zwar auch dann, wenn man des Arabischen nicht unbedingt mächtig ist.