Bericht zum Fachkolloquium „Apokalypse now?

Aktuelle Veranstaltung des Instituts…

Prof. Dr. Krochmalnik: Die Aggada des Messias

Da Prof. Daniel Krochmalnik an diesem Tag verhindert war, wurde sein Beitrag „Die Aggada des Messias“ von Dr. M. Fiedler vorgelesen. Dr. Fiedler machte darauf aufmerksam, dass man unter der Aggada im Judentum – im Gegensatz zur Halacha (dem Gesetz) – die nichtgesetzlichen Inhalte der antiken rabbinischen Literatur versteht.

Prof. Krochmalnik ging zunächst auf die Frage ein, wann der Messias kommt. Dabei ginge es um die Zeichen der Zeit, nicht um ein konkretes Datum. Dabei werden meteorologische, ökonomische, soziale und politische Verwerfungen sowie der Werteverfall genannt. Es gebe aber auch die Auffassung, dass der Messias unberechenbar sei und wie ein Blitz einschlagen bzw. auftreten und die neue Ordnung aus dem Chaos kommen könne. Gegen die These von der Unberechenbarkeit würden jedoch diverse Erlösungspläne entgegengestellt. Dabei sei die Berechnungsgrundlage das biblische Periodensystem (Siebtjahr, Schöpfungswoche), das Siebener- und Dreierschema fände dabei häufig Anwendung. Prof. Krochmalnik gab dabei zu bedenken, dass Voraussetzungen mit einer Messunsicherheit von 2000 Jahren bei einem Weltalter von 7000 Jahren doch etwas ungenau sind. Das Problem bei solchen Berechnungen seien verstrichene Daten und ein enttäuschter Messiasglauben. Der Talmud verwirft daher in einem Abschnitt die Endzeitberechnung, erklärt sämtliche Endzeitdaten für verfallen, verdammt die Endzeitrechner und bittet die Gläubigen um Geduld. Eine Frage, die auftaucht, sei, ob das Kommen des Messias in der Macht Israels liegt, ob es das Ende sogar beschleunigen kann oder es diese verdienen muss, d.h. der Messias auf Israel warte. So bleibe nichts anderes übrig, als die Vorzeichen zu beobachten. Wer der Messias sei und wie lange sein Reich dauere, dazu gebe es viele unverbindliche Vorschläge. Daher sind unterschiedliche messianologische Positionen – Determinismus und Indeterminismus, Aktivismus und Quietismus – möglich.

Prof. Paganini: Die Apokalyptik in der jüdisch-christlichen Tradition

Prof. Paganini ging zunächst auf die Herkunft des Wortes „Apokalyptik“ ein (vom Griechischen „apokalypsis“: Enthüllung). Es gehe somit um ein Geheimnis, was geoffenbart werde. Die Apokalyptik bezeichnete er als inhaltlichen Sammelbegriff, unter der Apokalypse sei im Folgenden eine thematisch bestimmte Gattung der religiösen Literatur zu verstehen. Dabei gehe es um Vorstellungen von einer Endzeiterwartung, die in einer relativ kurzen Zeit ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden seien.

Die Apokalypse verweise auf eine Krisensituation und spende Trost und verleihe Motivation. Es gehe bei dieser literarischen Gattung um Strategien, die Krise zu überwinden. Merkmale seien Jenseitsreisen und Geschichtsrückblicke. Es erfolge dabei eine Reflexion über die reale Welt, eine Antwort auf konkrete Ereignisse. Es werde eine neue Welt vorhergesagt.

Zu den sprachlichen Eigenarten dieser Gattung gehören dem Referenten zufolge Symbole (Tiere, Mischwesen) und Zahlen. Es werde eine neue Welt vorausgesagt. Aufgrund der Verfolgung blieben die wirklichen Autoren geheim. Die Adressaten dieser literarischen Gattung seien Schriftgelehrte und Intellektuelle, es handele sich somit um eine Eliteliteratur. Die Geschichte werde als determiniert aufgefasst, Gott kenne die eschatologischen Geheimnisse. Es gehe um ein zu Ende gehendes Zeitalter. Man finde in dieser Literatur den Dualismus Gut-Böse bzw. Licht-Finsternis. Es treten Engel und Messiasgestalten auf.

Der Referent ging weiterhin speziell auf die Motive und Kennzeichen der christlichen Apokalyptik ein. Dabei ginge es um die anbrechende Gottesherrschaft, um universalistische Vorstellungen vom Gericht und Heil für die Menschheit, um Vorstellungen von der Erfüllung der Zeit, von der Wiederkunft Jesu (Parusie), von der Gestalt des Menschensohnes und um den Jüngsten Tag und die Auferstehung der Toten.

Prof. Dr. Birgit Zweigle: „Es wird regiert!“ – Eine Studie zur Johannes-Apokalypse

Prof. Dr. Zweigle bemerkte zunächst, dass das erste Wort der Johannesoffenbarung „Apokalypsis“ laute, was übersetzt „Enthüllung“ bedeute. In der Apokalypse werde somit etwas enthüllt, was sonst verhüllt ist.

Die Referentin befasste sich anschließend mit der Verfasserfrage. Als wichtigstes Zeugnis nannte sie diesbezüglich einen Brief des Kirchenvaters Irenäus, der 130 n. Chr. in Smyrna geboren wurde. In diesem erinnert er sich an Polykarp, der den Apostel Johannes als Verfasser der Apokalypse angab – so wie es auch in der Apokalypse selbst stünde. Dies werde aber von der modernen Bibelwissenschaft wegen eines angeblichen Stilbruchs abgelehnt. Es sei davon auszugehen, dass der Text in einer Zeit der Christenverfolgung entstanden sei, die Referentin vermutet in der Zeit des Diokletian. Und in dieser Situation erfahre Johannes eine gigantische Schau. Adressat sei die angsterfüllte Gemeinde, weshalb die Johannes-Apokalypse auch als „Trostbuch“ zu verstehen sei. Sie mache die bedrängten Christen auf die realen Machtverhältnisse aufmerksam, dass Gott die Welt regiere. Die Sprache der Apokalypse sei voller bewegter Bilder. Sie ähnele einem Traum, der mit seiner symbolischen Sprache bisher Verhülltes enthüllen will. Johannes sehe eine gigantische Vision. Diese sei ein Einblick in den himmlischen Tempel, in dessen Zentrum Gott auf seinem Throne sitzt und das Weltenbuch in seinen Händen hält. Gott regiert das Weltgeschehen, das sei die zentrale Botschaft. Die destruktiven Kräfte würden zwar auf der Erde wüten, sie seien aber gebannt und begrenzt, symbolisiert durch die sieben Siegel, Posaunen und Schalen. Die große Stadt, die Hure Babylon, werde fallen. In einem großen Finale wird ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaut – ohne Tod, Leid und Schmerz. Im schönsten Bild wische Gott alle Tränen ab. Dies sei ein Bild, das Gott als liebevollen, fast zärtlichen Tröster zeichne.

Die Referentin griff noch einige Bilder der Apokalypse auf, auf die sie näher einging: Die vier apokalyptischen Reiter, die schwangere Frau und der rote Drache und das himmlische Jerusalem. Diese Bilder provozieren Phantasie, sind große Visionen und vor allem berühren sie die Gefühlswelt der Menschen. So hinterlasse die Apokalypse Eindrücke, die den Menschen Mut machten, trotz aller Umstände an Gott zu glauben, der diese Welt regiere und sie zu einem guten Ende führe.

Prof. Dr. Esfahani: „Verborgenheit und Erscheinung!“ Gedanken über „Gottes Tage“ im Koran

Zunächst machte Prof. Esfahani darauf aufmerksam, dass die Zeit bereits bei Aristoteles als verbunden mit Bewegung verstanden wurde. Anschließend machte der Referent auf die Bedeutung von Finsternis und Licht, von Tag und Nacht im Koran aufmerksam und ging auf die Bedeutung von „Gottestage“ im Koran ein. Gott selbst habe keine Zeit – alles, was einen Anfang habe, habe eine Zeit.

Dann ging der Referent auf die Bewegung ein. Es gebe die Bewegung von Erde oder Himmelskörpern, der Koran habe allerdings einen anderen Maßstab zur Berechnung der Bewegung.

Prof. Esfahani ging anschließend auf die Nacht bzw. Finsternis ein. Dem Koran zufolge sei die Finsternis die Ausgangssituation, in der der Mensch sich befindet und von der seine Bewegung ausgeht. Gott sei das Licht, dem der Mensch von seiner Finsternis aus entgegen gehen soll.

Der „Tag“, das Licht der Himmel und der Erde, sei Gott. Der Mensch schreite in einem Prozess der Entschleierung dem Licht entgegen. Der „Tag“ sei in diesem Sinne eine Bewegung Richtung Licht. Dies entspreche eine Bewegung von der Verborgenheit zur Erscheinung, von der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit und von der Verdorbenheit zum Gedeihen.

Es gebe drei bedeutende Tage im Koran wie den Tag der endgültigen Auseinandersetzung zwischen gut und böse, den der Auferstehung und den Tag des Jüngsten Gerichts. Der Mahdi werde zusammen mit dem Messias, der vom Himmel kommt, in Damaskus erscheinen und die letzte Schlacht führen. Danach wird auf der Erde Gerechtigkeit herrschen.

Das Ende der Zeit bedeute in diesem Sinne, wo die Bewegung vom Tag zur Nacht zu einem endgültigen Ergebnis komme. Die Herrschaft der Finsternis bzw. der Ungerechtigkeit werde für immer gebrochen. Diejenigen, die die Ungerechtigkeit unterstützen, wollen weiterhin die Finsternis bzw. die Nacht und sehen den Tag in der Ferne, während die Gläubigen auf den Anbruch des Tages warten würden.

Am Ende stehe die Begegnung mit Gott in seiner absoluten Einheit und Unbegrenztheit.

 

Datum

}

Uhrzeit

Ort/Plattform

Microsoft Teams

Anmeldung & Kontakt!

Hast du Fragen zur Veranstaltung oder allgemeine Fragen, dann kontaktiere uns gern über unser Kontaktformular!

3 + 12 =