Bericht zum 9. Abend der Philosophie, Theologie und Mystik

Am 18.10.2024 fand der 9. Abend der Philosophie, Theologie und Mystik statt, der unter dem Thema bzw. unter der Frage stand: Ist Gott tot? Hierzu fanden sich zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, um den tiefgründigen Vorträgen dreier herausragender Referenten zu lauschen, die jeder für sich unterschiedliche Facetten des Zusammenwirkens von Philosophie, Theologie und Mystik beleuchteten und versuchten, dieser Frage nachzugehen.

Den ersten Vortrag hielt Dr. Mahdi Esfahani unter dem Titel Das Licht als Name Gottes. Darin erläuterte er zunächst, wie das Konzept des Lichts in verschiedenen religiösen und philosophischen Denktraditionen als Symbol für das Göttliche steht und wie Gott als das Licht zuerst sich selbst zeigt und hiernach alles andere beleuchtet und erkennbar macht, das heißt, Gott ist derjenige, der sich selbst Licht nennt und der mit seinem Licht die Dinge durchdringt, so dass er sie und schließlich sich selbst wahrnehmbar macht. Diese Vorstellung von Gott betrachtete der Referent dann im Kontext von Nietzsches berühmter Aussage „Gott ist tot!“ und jenem Textstück, in dem diese Behauptung eine zentrale Rolle spielt, um darüber eingehend zu reflektieren, wie diese Aussage angesichts des zuvor dargestellten Gedankens von Gott als Licht verstanden werden kann.

Im Anschluss an diesen Vortrag referierte Prof. Dr. Thomas Gil über den Gott der Philosophen. Dabei erörterte er verschiedene Konzepte von Gott, wie sie im Lauf der Geschichte von der Antike bis zur Moderne von ganz unterschiedlichen Philosophen entwickelt und diskutiert wurden, und verband die jeweiligen philosophischen Ansätze mit theologischen Betrachtungsweisen, die die gegenseitige Durchdringung von Philosophie und Theologie deutlich gemacht haben. Besonders hervorzuheben war seine Analyse der verschiedenen Argumente für die Existenz Gottes wie das ontologische und das kosmologische Argument, was zu tieferen Überlegungen zur Vereinbarkeit von Glaube und Vernunft angeregt hat. Insgesamt hat der Vortrag sehr detailliert und aufschlußreich dargestellt, auf welch vielfältige Art und Weise in der Philosophie über Gott gedacht wird, so dass man durchaus zu dem Schluss kommen kann, dass der „Gott der Philosophen“ zumindest in ihrem Denken und trotz gegenteiliger Behauptungen sehr lebendig erscheint.

Den dritten und letzten Vortrag des Abends gestaltete Dr. Uwe Mylatz unter dem Titel Willensfreiheit und Determinismus in Naturwissenschaften und Philosophie. Im Zentrum seines Vortrags stand dabei die Frage, inwiefern menschliche Entscheidungen und Handlungen von deterministischen Prozessen beeinflusst und vorgezeichnet werden und was das für die Willensfreiheit des Menschen bedeutet. Hierzu diskutierte Dr. Mylatz die Herausforderungen, die die modernen Naturwissenschaften für das traditionelle Verständnis von Willensfreiheit mit sich bringen, und beleuchtete in diesem Zusammenhang einige wichtige philosophische Positionen. Zudem erörterte er die Implikationen der Willensfreiheit für die Ethik und Verantwortlichkeit des Menschen, verbunden mit der Frage nach der menschlichen Selbstbestimmung. Nietzsche forderte die Menschen auf, ihre eigenen Werte zu schaffen und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen, anstatt sich auf göttliche oder vorgegebene Moralsysteme zu verlassen, und auch wenn hier die neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ein anderes, deterministisches Bild von der menschlichen Willensfreiheit zeichnen, bietet dieses Bild, wie der Vortrag gezeigt hat, doch gleichzeitig auch die Möglichkeit, unser bisheriges Verständnis von Freiheit und Verantwortung neu zu definieren.

Zusammengefasst hat der Abend unter dem Motto „Ist Gott tot?“ den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr viel Gelegenheit geboten, über Gott und verschiedene Vorstellungen von ihm zu reflektieren und dabei auch der Frage nachzugehen, wie es nicht nur in Bezug auf Gott um die menschliche Willensfreiheit beschaffen ist. Und auch wenn Nietzsche behauptet, dass Gott tot sei, was sich durchaus, wie zu sehen war, in einem ganz anderen Licht betrachten und deuten lässt, kann man nach diesem Abend zumindest eines feststellen und sagen: Im Denken der Menschen ist Gott weiterhin lebendig, selbst wenn sie ihn für tot erklären.